CROstruction Exchange 2011

 
Vom 23. September bis 2. Oktober fand in den Semesterferien ein Exchange in Kroatien statt. Anlass genug für Bauingenieurstudenten aus Rumänien, Bosnien, Schottland, der Türkei und natürlich Deutschland, sich wiederzusehen, oder zum ersten Mal über die Grenzen hinweg Freundschaften zu schließen.
 

Aus Karlsruhe waren Merlin, Heiko und ich dabei. Wir trafen am Freitag in Zagreb ein und verbrachten den ersten Tag zunächst mit einer gemütlichen Sightseeingtour mit Filip, einem Mitglied die gastgebenden LC Zagreb. Nach und nach trafen wir uns mit den anderen Teilnehmern, bis wir vollständig waren und mit dem Bus zu unserer ersten Station nach Varaždin fuhren.

 

Denn dieser Exchange ist ein besonderer: Er ist nicht nur länger als gewöhnlich, sonder wird auch von drei verschiedenen kroatischen LCs organisiert, demnach besuchen wir auch drei verschiedene Städte!

 

Unsere ersten drei Tage verbringen wir im bezaubernden Varaždin, etwa zwei Autostunden von der Hauptstadt entfernt. Schon am ersten Abend wird uns bei einem nächtlichen Spaziergang die „Goldigkeit“ der Stadt klar: Die Straßen in der Innenstadt sind gepflastert und autofrei. Die Gebäude um die schönen Plätze mit Springbrunnen nicht höher als zwei Stockwerke und man kommt sich vor wie in einer Spielzeugstadt.

Am Morgen erhält jeder von uns ein CROstruction-Package mit T-Shirt, Infos zur Stadt und einen Reader mit allen Themen, die in diesem von Nachhaltigkeit geprägten Austausch zur Sprache kommen sollen.

In diesem Sinne folgt eine Vorlesung über Luftverschmutzung durch Kleinstpartikel beim Steinabbau. Nach einem Mittagessen  in der Mensa, die uns eher wie ein gemütliches Café erscheint, besuchen wir eine Mülldeponie. Hier lernen wir, wie das verseuchte Regenwasser, nachdem es den Berg aus Müll passiert hat, wieder verwendet werden kann.

Den Sonntag verbringen wir im Neandertaler- und Naturkundemuseum in Krapina. Mit einem Abstecher an einen See mit Ausblick auf eine hübsche Burg können wir beim Kartenspielen oder Volleyball noch ein paar Stunden entspannen.

Am Montag packen wir früh für unsere Abreise nach Rijeka. Doch vor der Abfahrt stehen noch ein paar Punkte auf dem Programm: Man zeigt uns zunächst den beeindruckenden Friedhof der Stadt. Er liegt in der Nähe der Universität und ist wirklichen einen Besuch wert.

Dann erwartet uns der Leiter der Geotechnischen Fakultät an der Universität zu einem kleinen Vortrag. Mit unseren Bauhelmen ausgerüstet führt man uns dann zur ersten Baustelle:

Es ist der Bau einer 2-stöckigen Tiefgarage mitten in der Stadt. Der Bauleiter ist nur wenig älter als wir und ist ein Kommilitone eines ehemaligen IACES- Mitglieds aus dem LC Varaždin.

 

Nach einer dreistündigen Fahrt kommen wir in Rijeka an, wo wir sofort mit einer Stadtführung durch die Hafenstadt das kulturelle Programm beginnen. Erst danach erreichen wir unser Hostel, haben aber später noch Zeit den Abend am Strand ausklingen zu lassen.

Der erste Tag in Rijeka verspricht viel: Wir besichtigen eine alte Torpedostation unmittelbar am Meer. In dem heute vom akuten Zerfall bedrohten Gebäude wurde im 2. Weltkrieg die Unterwasserbombe entwickelt. Heute ist es eine Ruine, die wegen Einsturzgefahr nicht betreten werden darf. Allerdings erlaubt uns das zerfallene Mauerwerk einen recht guten Einblick auf die ruinierte Bausubstanz im Innern und die freigelegte Bewehrung in den Betonstützen der Halle.

Nachdem wir uns in einem Museum über den wichtigsten Architekten der Stadt, Emilio Ambrosini, aus der Jugendstilepoche erkundigt haben, folgt ein Vortrag von Studenten der Universität von Rijeka. Sie haben sich lange Zeit Gedanken darüber gemacht, wie man die denkmalgeschützte Torpedoabschussrampe retten kann, ohne sie komplett abreißen zu müssen. Denn direkt am Meer gelegen ist das Gebäude viel größerem Zerfall ausgesetzt als in der Bauphase angenommen. Dass es seit 1960 nicht mehr betreten wurde, erklärt den maroden Zustand. Wir überlegen uns wie unglaublich schön es wäre, in dem sanierten Gebäude ein Restaurant zu eröffnen…

Den Abend verbringen wir auf einem zum Club umgebauten Observatorium mit Blick auf Rijeka und das Meer bei Nacht – einfach fantastisch.

Am Mittwoch steht für uns eine weitere Baustelle auf dem Programm: Passenderweise hat der LC Rijeka den Umbau des Hafens der Stadt zur Besichtigung gewählt. Hier wird ein riesiger Wellenbrecher gebaut, der einen neuen Hafenabschnitt zur Beladung von Industrieschiffen erschaffen soll. Bei strengsten Sicherheitsvorkehrungen dürfen wir das Hafengelände besichtigen.

Nach dem Mittagessen folgen weitere Lektionen in der Uni. Unter anderem über die natürliche Bildung von Strandbuchten.

 

An unserem letzten Tag in Rijeka steht der Besuch eines Betonherstellers an, der nebenbei auch ein Sponsor des Exchanges ist und uns mit Bauhelmen versorgt hat. Man zeigt uns die Wellenmischmaschine und die Zuschläge, mit denen Kroatiens Beton entsteht.

Bis zur Abfahrt nach Zagreb bleibt uns gerade noch genug Zeit für einen letzten Besuch am Strand. Als wir am Abend Zagreb erreichen ist dort schon das Abendessen gerichtet. Dann erwarten uns nur noch das großstadtliche Nachtleben und unser Bett.

 

Unser erster Tag in Zagreb beginnt mit einem Workshop über unsere Verantwortung als Ingenieure das nachhaltige Bauen zu beeinflussen. Wir teilen uns in Gruppen und entwerfen je ein Konzept für ein Niedrigenergiehaus.

Erst am Abend kommen wir ins Hostel zurück. Brechen aber schon bald wieder auf, da der LC Zagreb eine nächtliche Stadtführung für uns eingeplant hat. Mit Petroleumlampen geht es durch den mittelalterlichen oberen Stadtteil von Kroatiens Hauptstadt.

An unserem letzten Tag des Exchanges haben wir etwas Zeit gemeinsam nach Souvenirs zu schauen, später unser Abschlussessen zu genießen und noch einmal feiern zu gehen.

 

Ein ereignisreicher Exchange geht zu Ende und noch vor dem Morgen müssen wir schon die Ersten verabschieden, die ihre Heimreise antreten.

Ich bin fasziniert wie viel wir alle gemeinsam haben und wie leicht es war, ein Teil dieser wunderbaren IACES- Gemeinschaft zu werden.

Wir freuen uns schon auf den nächsten Austausch, in der Hoffnung alle dort wieder zu sehen.

 
Text: Anja Steller